Die Höhlenpilzmücke (Speolepta leptogaster) wurde von dem deutschen Naturforscher Johannes Winnertz im Jahre 1863 erstmals beschrieben. Zu diesem Zeitpunkt waren lediglich zwei Exemplare dieser Art bekannt, was wohl in der Hauptsache auf die versteckte Lebensweise dieser Tiere zurückzuführen war. Die Tiere leben ganzjährig in Naturhöhlen, Bergwerken und Felsenkellern. Diese Tatsache führte dazu, dass diese Pilzmückenart zum „Höhlentier 2013“ gewählt wurde.
Die Mücke steht für eine große Zahl an Tierarten, die auf geschützte und frostfreie Rückzugsorte unter Tage angewiesen sind. Der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. will mit der Wahl des Höhlentieres darauf hinweisen, dass gerade bei der Erforschung der unterirdischen Ökosysteme und der darin vorkommenden Arten noch ein enormer Handlungsbedarf besteht.
Pilzmücken gehören zur Insektenordnung der Zweiflügler. Von den in der Westpaläarktis vorkommenden Pilzmücken wurden bisher fast 250 Arten in Höhlen oder künstlichen Hohlräumen gefunden. Über die Lebensweise der einzelnen Arten ist nur sehr wenig bekannt. Obwohl Pilzmücken in großer Artenzahl in den bevorzugten Lebensbereichen wie Wildbächen, sumpfigen und buschreichen Stellen, schattigen Waldalleen, Hohlwegen, Hohlräumen zwischen Baumwurzeln, mit Moos bedeckten Felsenpartien und ähnlichen Biotopen mit relativ hoher Luftfeuchtigkeit vorkommen, entgehen sie der Aufmerksamkeit der Spaziergänger, da sie weder durch Färbung noch durch Größe hervorstechen.
Die Höhlenpilzmücke Speolepta leptogaster durchlebt alle Entwicklungsstadien (Ei, Larve, Puppe, Fluginsekt) in Höhlen. Die Larven der 5 bis 6 mm großen Art sitzen zumeist bis in die Tiefenregion der Höhlen an den Wänden und orientieren sich anhand von Schleimfäden innerhalb eines mit klebrigen Tröpfchen besetzten Gespinstes. Ähnliche gespinstbildende Pilzmückenarten sind bislang nur aus den Höhlen Asiens, Neuseelands und Australiens bekannt, so dass die Art in Europa auch im Larvenstadium eindeutig zugeordnet werden kann. Die Puppen hängen zumeist außerhalb des Gespinstes. Die Fluginsekten werden selten auch im Freien angetroffen. Die Paarung der erwachsenen Mücken findet im Dunkel der Höhlen statt.
Die Höhlenpilzmücke Speolepta leptogaster besiedelt unterirdische Hohlräume in der gesamten Paläarktis. In Mitteleuropa findet man die Mücke zumeist im Bergland, besonders häufig in großen Karstgebieten wie der Fränkischen oder der Schwäbischen Alb. Aber auch die alten Bergbaugebiete mit ihren verlassenen Stollenanlagen scheinen einen idealen Lebensraum für die Entwicklungsstadien der Höhlenpilzmücke zu bieten.