Die Mauerassel (Oniscus asellus) wurde im Jahr 1758 von Carl LINNAEUS für die Wissenschaft beschrieben. Landasseln haben sich als einzige Krebstiere völlig an ein Leben auf dem Land angepasst. Sie müssen die Eier oder Larven nicht mehr in ein Gewässer abgeben, sondern legen sie in einen wassergefüllten Brutbeutel auf der Körperunterseite des weiblichen Tieres. Dieses sogenannte Marsupium wird aus plattenförmig angeordneten Beinanhängen gebildet und dient dem Heranreifen der Jungtiere. Mauerasseln kommt die allgemein hohe Luftfeuchte in Höhlen zugute, die sie vor dem Austrocknen schützt.
Die Tiere besiedeln über das ganze Jahr und in großer Anzahl unsere Höhlen und andere unterirdische Hohlräume. Ihre Häufigkeit und die Tatsache, dass die Tierart auch für den Laien leicht erkennbar ist, führten dazu, dass diese Landassel zum "Höhlentier 2020" gewählt wurde. Die Mauerassel steht für eine Vielzahl von Tierarten, die auf geschützte unterirdische Rückzugsorte angewiesen sind.
Der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher will mit der Wahl des Höhlentieres darauf hinweisen, dass gerade bei der Erforschung der unterirdischen Ökosysteme und der darin vorkommenden Arten noch ein enormer Handlungsbedarf besteht.
Der Körper der Mauerassel ist bis zu 18 mm lang, deutlich abgeflacht und dunkelgrau bis schwarzbraun gefärbt. Die Oberseite ist körnig und weist zum Körperende hin kleiner werdende helle Flecken und Punktreihen auf. Die Tiere besitzen am zweiten Fühlerpaar, das sehr kräftig ausgebildet und deutlich länger als das erste Paar ist, eine dreigliedrige Fühlergeißel. Als weiteres Bestimmungsmerkmal besitzt die Art an den Seitenrändern des Vorderkopfes, direkt unter den Augen, zwei nach vorne gerichtete Stirnlappen.
Mauerasseln besiedeln dauerhaft feuchte und dunkle Lebensräume, und können oberirdisch auch regelmäßig unter Steinen, Holz und in heruntergefallenem Laub angetroffen werden. In Höhlen zählen sie zu den häufigsten Asselarten. Die Tiere sind Generalisten und ernähren sich von Pflanzenresten, abgestorbenen Tieren und Totholz. Sie können zudem ihren eigenen Kot verdauen (Koprophagie) und ihm so auch die letzten Nährstoffe entziehen. Die Mauerassel kann sich ein- bis dreimal im Jahr fortpflanzen. Nachdem sich mehrere Dutzend Eier im Brutbeutel zu Jungtieren entwickelt haben, schlüpfen diese und sind nach drei Monaten geschlechtsreif. Mauerasseln besitzen eine Lebenserwartung von ein bis zwei Jahren. Die Tiere häuten sich ein Leben lang, wobei einzelne Häutungen bis zu 24 Stunden andauern können.
Die Mauerassel ist eine der häufigsten Landasseln in Mitteleuropa und kommt oftmals vergesellschaftet mit der Kellerassel (Porcellio scaber) vor. Sie ist in allen gemäßigten Zonen der Erde und oftmals in der Nähe vom Menschen anzutreffen. In Höhlen kann man sie am Boden, an der Wand, in Holz und Laub sowie unter Steinen finden. Sie besiedelt dort die Eingangs-, Übergangs- und sogar die Tiefenregion.