Die Gefleckte Höhlenspinne (Nesticus cellulanus) wurde im Jahr 1757 vom schwedischen Entomologen Carl Alexander Clerck erstmals für die Wissenschaft beschrieben. Die Art ist in Höhlen, Kellern und Bergwerksstollen stellenweise sehr häufig. Im Freiland kommt sie in Geröllhalden, Mauern, vereinzelt auch in Wäldern vor. Sie lebt gewöhnlich an der Höhlenwand und der Decke, bevorzugt in der Übergangs- und Tiefenregion. Ihr kommt die allgemein hohe Luftfeuchte in Höhlen zugute, die sie vor dem Austrocknen schützt. Die Spinnen besiedeln Höhlen und andere unterirdische Hohlräume das ganze Jahr über.
Die flächendeckende Verbreitung in unseren Höhlen und die Tatsache, dass die Tierart auch für den Laien leicht erkennbar ist, führten dazu, dass die Gefleckte Höhlenspinne zum "Höhlentier 2024" gewählt wurde. Die Art steht für eine Vielzahl von Tierarten, die auf geschützte unterirdische Rückzugsorte angewiesen sind.
Der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher will mit der Wahl des Höhlentieres darauf hinweisen, dass gerade bei der Erforschung der unterirdischen Ökosysteme und der darin vorkommenden Arten noch ein enormer Handlungsbedarf besteht.
Gleichzeitig mit der Wahl zum Höhlentier des Jahres wurde die Gefleckte Höhlenspinne auch zur „Europäischen Spinne des Jahres 2024“ gewählt. Dies verdeutlicht die gute Zusammenarbeit zwischen den Höhlenbiologen und den Spezialisten, für die in Höhlen lebenden Artengruppen. Die Spinnenforscher (Arachnologen) sind dabei auf die Ortskenntnisse und Techniken der Höhlenforscher (Speläologen) angewiesen, um Erkenntnisse zu den Arten in unterirdischen Lebensräumen zu erhalten.
Der Vorderleib der Gefleckten Höhlenspinne ist gelblich gefärbt und besitzt eine schwärzliche Zeichnung. Die Brust ist hellgelb mit schwarzen Flecken, die Beine sind gelblich und schwarz geringelt. Der Hinterleib ist graugelbweißlich mit schwärzlichen Flecken. Die Männchen der Spinnenart werden 3,7 bis 4,5 mm groß, die Weibchen erreichen eine Größe von 4 bis 5,5 mm (jeweils ohne Beine). Die Spinne baut zumeist in Vertiefungen von Höhlenwänden einen weitmaschigen Netzteppich, von dem aus Fangfäden nach unten führen. Die Fangfäden sind im unteren Bereich mit einer sehr regelmäßig angeordneten Reihe von Klebetröpfchen besetzt. Sobald sich ein Beutetier an den Klebetröpfchen verfangen hat, wird es von der Spinne mit weiteren Fangfäden beworfen, dann mit mehreren Giftbissen getötet und anschließend zum Netzteppich emporgezogen. Der kugelige Eikokon, in den das Weibchen die Eier legt, wird von diesem bis zum Schlüpfen der Jungspinnen an ihren Spinnwarzen getragen.
Die Gefleckte Höhlenspinne kann mit der bei uns allerdings deutlich selteneren Bleichen Höhlenspinne (Kryptonesticus eremita) verwechselt werden, die etwas heller gefärbt ist. Der dunkle Mittelstreifen auf dem Vorderleib geht bei der Gefleckten Höhlenspinne von vorne nach hinten durch und wird bei der Bleichen Höhlenspinne ab der Mitte schmal oder ist gar nicht mehr vorhanden. Eine sichere Unterscheidung kann nur durch DNA-Barcoding oder Untersuchung der Genitalien erfolgen.
Die Gefleckte Höhlenspinne ist über ganz Europa bis in die Türkei weit verbreitet und häufig. Nach Nordamerika wurde sie verschleppt. In Deutschland ist die Art aus allen Höhlengebieten bekannt.
In Europa mit Einschluss der Türkei und dem Kaukasus sind insgesamt 58 Arten der Familie Nesticidae (Höhlenspinnen) bekannt. Die höchste Diversität weisen mit 23 verschiedenen Arten die Südkarpaten (Rumänien) auf. In Deutschland, der Schweiz und Österreich kommen noch zwei weitere Arten der Familie vor: Howaia mogera, eine ostasiatische Art, die in Europa gelegentlich in Gewächshäusern gefunden wird und weit verschleppt wurde, sowie Typhlonesticus idriacus, ein Endemit der südöstlichen Kalkalpen, der in Höhlen und alpinen Spalten in Österreich, Italien und Slowenien vorkommt.