Die Gemeine Höhlenstelzmücke (Limonia nubeculosa) wurde vom deutschen Entomologen Johann Wilhelm Meigen erstmals im Jahr 1804 in der wissenschaftlichen Reihe „Klassifikazion und Beschreibung der europäischen Zweiflügligen Insekten“ beschrieben. Der in der Biospeläologie oft verwendete deutsche Name „Rheinschnake“ ist irreführend, da die Art weder ausschließlich am Rhein vorkommt, noch zur Familie der Schnaken gehört. Meigen verwendete 1804 den deutschen Namen „Wolkige Wiesenmükke“.
Die Tiere besiedeln im Sommerhalbjahr in großer Anzahl unsere Höhlen und andere unterirdische Hohlräume. Ihre Häufigkeit und ökologische Rolle als verbindendes Glied zwischen der Oberfläche und dem Lebensraum unter Tage führten dazu, dass diese Stelzmückenart zum „Höhlentier 2019“ gewählt wurde. Die Gemeine Höhlenstelzmücke steht für eine Vielzahl von Tierarten, die auf geschützte unterirdische Rückzugsorte angewiesen sind.
Der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher will mit der Wahl des Höhlentieres darauf hinweisen, dass gerade bei der Erforschung der unterirdischen Ökosysteme und der darin vorkommenden Arten noch ein enormer Handlungsbedarf besteht.
Bei der Gemeinen Höhlenstelzmücke handelt es sich um eine 8 bis 12 mm große Mückenart, die zur Familie der Stelzmücken (Limoniidae) gehört. Die langbeinigen Tiere haben dunkel gefleckte Flügel, die in Ruhe dachziegelartig übereinander gefaltet werden. Die gelblichen Schenkel tragen drei dunkle Ringe. Das Bruststück ist gelbbraun mit drei dunkelbraunen Rückenlinien. Das erste Fühlerglied ist gelblich, das zweite und dritte braun. Die Flügel haben aschgraue Wölkchen; an der Mitte des Vorderrandes einen grauen Halbzirkel, und dahinter zwei bis drei dunkelbraune Punkte.
Die Gemeine Höhlenstelzmücke lebt von März bis November bevorzugt in feuchten Wäldern, wo sie oft an Baumstämmen sitzt. Ihre Larven leben im Schlamm von Gewässern und treten manchmal massenhaft auf. Die Larven ernähren sich räuberisch von Kleinstlebewesen. In Höhlen wird die Gemeine Höhlenstelzmücke ebenfalls regelmäßig von März bis Oktober angetroffen. Wo sich die Tiere den Rest des Jahres aufhalten ist nicht bekannt. Die subtroglophile Art ist wohl der typischste Höhlen-Übersommerer in unseren Breiten. Das Maximum der Besiedlung liegt dabei in den Monaten Juli und August, wo die Tiere oft zu mehreren Tausend anzutreffen sind. Die Gemeine Höhlenstelzmücke dringt dabei weit in die Tiefenregionen der Höhlen ein, ohne jedoch die gesamte Höhle zu besiedeln Die Tiere bevorzugen zugluftfreie Bereiche und Nischen, wo sie regelmäßig an senkrechten Flächen sitzen und durch ihr massenhaftes Auftreten teilweise ganze Wände bedecken. Paarungen in unterirdischen Biotopen können regelmäßig beobachtet werden, wobei eine Art Paarungsrad gebildet wird. Die Eiablage erfolgt jedoch außerhalb der Höhlen an Gewässern.
Gemeine Höhlenstelzmücken sind im Sommerhalbjahr ein wichtiger Baustein in der Nahrungskette einer Höhle. Diese Mückenart wird vor allem von den cavernicolen Spinnenarten Metellina merianae (Kleine Höhlenspinne) und Meta menardi (Große Höhlenspinne) gefressen. Ein Teil der in Höhlen gefundenen Gemeinen Höhlenstelzmücken ist mit orangen Milben besetzt. Seit einigen Jahren ist zu beobachten, dass Höhlenstelzmücken von einem Pilz befallen werden, der die Tiere abtötet, so dass selbst im Winter große Zahlen abgestorbener und von weißlichem Pilzmycel überzogener Tiere an den Höhlenwänden gefunden werden. Dieses Phänomen scheint sich in Deutschland von Süden nach Norden hin auszubreiten und ist gerade Teil eines wissenschaftlichen Forschungsprojektes.
Die Gemeine Höhlenstelzmücke kommt in Deutschland und in ganz Europa flächendeckend vor. Sie ist aus allen Höhlengebieten bekannt.