Das Internationale Jahr für Höhlen und Karst in 2021 soll mit einer Reihe öffentlichkeitswirksamer Aktionen auf die Schutzwürdigkeit der Karstlandschaften und ihrer vielfältigen Karsterscheinungen aufmerksam machen. Eine dieser Aktionen ist die Auswahl eines internationalen „Höhlentier des Jahres“. Hierzu wurde die Gruppe der Höhlenkäfer ausgewählt, aus der jedes teilnehmende Land eine regional vorkommende cavernicole Käferart auswählen und dieses der Öffentlichkeit und den Behörden als „Höhlentier des Jahres“ präsentieren kann. Mit der Wahl des Höhlen-Raubkäfers will der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher darauf hinweisen, dass gerade bei der Erforschung der unterirdischen Ökosysteme und der darin vorkommenden Arten noch ein enormer Handlungsbedarf besteht.
Der Höhlen-Raubkäfer (Quedius mesomelinus) wurde im Jahr 1802 vom britischen Entomologen Thomas Marsham für die Wissenschaft beschrieben. Die Art gehört zu Familie der Kurzflügelkäfer (Staphylinidae). Als gemeinsames Merkmal besitzen Kurzflügelkäfer einen langestreckten Körper mit verkürzten Flügeldecken (Elytren), so dass der Hinterleib weitgehend unbedeckt bleibt.
Höhlen-Raubkäfer werden ganzjährig in Naturhöhlen, Bergwerksstollen und Felsenkellern gefunden, wo sie regelmäßig auch feste Populationen bilden. Diese Tatsache führte dazu, dass diese Käferart zum „Höhlentier des Jahres 2021“ gewählt wurde. Der Kurzflügelkäfer steht für eine große Zahl von Tierarten, die auf geschützte und frostfreie Rückzugsorte unter Tage angewiesen sind.
Die Flügeldecken des Höhlen-Raubkäfers sind schwarz-glänzend, punktiert. Darunter befinden sich die stark zusammengefalteten Flügel. Die Beine und die Fühler sind etwas heller als der restliche Körper. Höhlen-Raubkäfer werden bis 11 mm lang und leben räuberisch von verschiedenen wirbellosen Arten. Ihre Nahrung erbeuten sie regelmäßig in sich zersetzendem organischen Material wie Totholz oder Dung. Hier jagen sie beispielsweise nach Insektenlarven, kleinen Fluginsekten und Springschwänzen. Auch Pilzgeflecht dient ihnen als Nahrungsquelle.
Die Tiere sind in der Streulaubschicht von Waldgebieten, in Kleinsäugerbauten und in unterirdischen Lebensräumen wie Höhlen, Kellern oder Stollen ganzjährig zu finden. Die Art gilt als besonders kältetolerant. Die ebenfalls räuberisch lebenden Käferlarven verpuppen sich zu einer dunkelgelben bis rötlich-braunen, etwa 6 mm langen Puppe. In Höhlen findet man den Höhlen-Raubkäfer am Boden im Laub, unter Steinen, an Höhlenwänden, an Totholz oder an Fledermaus-Guano, bis weit in die Tiefenregion.
Der Käfer ist in Europa, Asien und Nordafrika weit verbreitet. Er wurde in Grönland, Nord- und Südamerika sowie in der australischen Region durch den Menschen eingeschleppt. In Mitteleuropa ist er vor allem im Bergland zu finden.