Das Höhlenlangbein (Amilenus aurantiacus) gehört zu den Weberknechten und wurde von dem französischen Spinnen- und Naturforscher Eugène Simon im Jahre 1881 erstmals aus Saint-Martin-Vésubie in den französischen Meeralpen beschrieben. Die Tiere überwintern in Naturhöhlen, Bergwerksstollen und Felsenkellern. Diese Tatsache führte dazu, dass dieses Spinnentier zum „Höhlentier 2016“ gewählt wurde. Das Höhlenlangbein steht für eine große Zahl an Tierarten, die auf geschützte und frostfreie Rückzugsorte unter Tage angewiesen sind.
Der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher will mit der Wahl des Höhlentieres darauf hinweisen, dass gerade bei der Erforschung der unterirdischen Ökosysteme und der darin vorkommenden Arten noch ein enormer Handlungsbedarf besteht.
Unterstützt wird die Wahl des Höhlentieres 2016 von der Arachnologischen Gesellschaft. Dies verdeutlicht die gute Zusammenarbeit zwischen den Höhlenbiologen und den Spezialisten, für die in Höhlen lebenden Artengruppen. Die Spinnenforscher (Arachnologen) sind dabei auf die Ortskenntnisse und Techniken der Höhlenforscher (Speläologen) angewiesen, um Erkenntnisse zu den Arten in unterirdischen Lebensräumen zu erhalten.
Das Höhlenlangbein lebt in Wäldern aller Art, in den Alpen hauptsächlich in montanen Buchenwald-Gesellschaften und in Nadelwäldern der unteren Subalpin-Stufe oder in Bachauen. Hier verbringen die Weberknechte das Sommerhalbjahr in der Bodenschicht unter Steinen und Holz, in Falllaub und Bodenstreu, gelegentlich in der Krautschicht feuchter Pflanzengesellschaften. Das Höhlenlangbein ist eine subtroglophile Art, die in Höhlen- und Spaltensystemen überwintert, in denen die Temperatur nicht oder nur geringfügig unter den Gefrierpunkt sinkt. Dort finden sich große Gesellschaften von Hunderten oder gar Tausenden von Individuen zusammen um dort die Reifehäutung durchzumachen und den Winter zu überdauern. Die lokal unterschiedliche Häufigkeit der Art wird durch die Existenz von Spalten- und Höhlensystemen mitbestimmt.
Das Höhlenlangbein ist eine Weberknechtart mit auffallend langen Beinen. Auf dem Hinterleib findet sich eine markante lyraförmige Zeichnung (ein gespiegeltes „z“), die beim Männchen wenig kontrastreich, beim Weibchen aber deutlich auf hellem Untergrund zu erkennen ist. Die Körpergröße (ohne Beine) des Männchens beträgt 2,8 bis 3,3 mm, die des Weibchens 3,5 bis 5,5 mm.
Das Verbreitungsgebiet des Höhlenlangbeins erstreckt sich von den französischen Westalpen über die Schweiz, Deutschland, Österreich, Ungarn und auf der Balkanhalbinsel bis ins nördliche Griechenland. In Deutschland ist die Art aus dem Alpenraum, der Schwäbischen Alb, dem Saarland, Rheinland-Pfalz, dem Odenwald, der Rhön, der Fränkischen Alb, Thüringen, dem Mittel- und Südharz, dem Kyffhäuser und dem Zittauer Gebirge bekannt. Vor kurzem wurden auch Vorkommen an der hessisch-nordrhein-westfälischen Grenze im Hochsauerland (Rothaargebirge) und am Ostsauerländer Gebirgsrand gefunden, wo die Art in großer Anzahl in Bergwerksstollen überwintert.